Biografien unserer Komponisten

Franziska Szechenyi

Franziska Széchényi wurde 4. November 1783 in Cenk / Ungarn geboren und starb am 10. Oktober 1861 in Pinkafő (Pinkfeld, jetzt Österreich).

 

Ihr Vater Graf Ferenc Széchényi von Sárvár-Felsővidék war der Gründer der ungarischen Nationalbibliothek, seine Mutter war Gräfin Júlia Festetics von Tolna. Franziskas jüngster Bruder Stephan (István) war der berühmte ungarische Reformpolitiker, ihr älterer Bruder Ludwig (Lajos) war der Obersthofmeister der Erzherzogin Sophie. Franziska war mit Graf Miklós Batthyány von Németújvár verheiratet.

 
Franziska galt als geistiger Mittelpunkt des Romantiker-Kreises um Hofbauer in Pinkafeld. Sie zeichnete und aquarellierte, beispielsweise die Teilnehmer des Wiener Kongresses, und schrieb Gebete.

1851 berief sie aus Graz Barmherzige Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul nach Pinkafeld, denen sie ein Kloster mit Schule, Spital und Waisenhaus stiftete. Am 7. Februar 1854 trat sie selbst als Novizin in das von ihr gegründete Kloster ein, wo sie am 2. Februar 1860 das Gelübde ablegte und sich der Alten- und Krankenpflege widmete.

 

Sie ist die erste Komponistin in Ungarn, welche uns bekannt ist.

 

Franziska Batthyány née Széchényi komponierte Ländler für Fortepiano, Lieder, Duette, und religiöse Werke, welche uns als Manuskript überliefert worden sind. Im Druck sind zwei geistliche Lieder von ihr bekannt, sie erschienen im Werk „Orgeltöne“ (verfasst von Ladislaus Pyrker).

Franziska Taschek

Franziska Kräutner wurde am 4. Oktober 1857 in Kladrub (Kladruby, jetzt Tschechien) geboren und starb am 22. Januar 1938 in Kladrub. Ihr Vater war der Großgrundbesitzer Johann Kräutner, welcher ebenfalls komponierte, ihre Mutter war Marie Gentschick Ritter von Gezova.


Franziska spielte ausgezeichnet Klavier und hat Johannes Brahms persönlich gekannt. Franziska war mit Karl Ritter von Taschek verheiratet, der Kalifornien, Japan, China, Singapur, Sumatra und Java bereiste und seine Erlebnisse mit dem Titel „Reisebriefe eines Pragers“ in den Beilagen der Zeitschrift „Bohemia“ 1878-79 publizierte.

 

Franziska von Taschek née Kräutner komponierte Klavierstücke und Lieder.

1945 wurde die Familie aus Kladrub vertrieben. Claudia von Taschek packte ein paar Kompositionen ihrer Mutter in das 15-Kilo-Paket ein, das jeder Vertriebene mitnehmen durfte, und so hat sie sie gerettet. Der Schicksaal weiterer Werke ist unbekannt.


Imre Szechenyi

Imre Széchényi wurde am 15. Februar 1825 in Wien geboren und starb am 11. März 1898 in Budapest.

 

Als Sohn der Österreicherin Gräfin Franziska von Wurmbrand-Stuppach und des Ungarn Graf Ludwig Széchényi von Sárvár-Felsővidék wuchs Imre zweisprachig auf. Von Privatlehrern erhielt er eine umfassende Bildung, lernte drei weitere Sprachen, das Komponieren und das Klavierspiel. Sein Bruder Dénes portraitiert ihn als ernsten, entschlossenen, in sich gekehrten Mann.


Politische Laufbahn: Bereits mit 20 Jahren trat Imre Szechenyi in den diplomatischen Dienst ein. Zu den Stationen gehörten Rom ab 1845, Stockholm ab 1848, Frankfurt ab 1850, Brüssel und Paris ab 1852 und Sankt Petersburg ab Mitte 1854. 1860 wurde er Botschafter in Neapel. Nach längerem Aufenthalt in Rom wurde Imre Szechenyi 1865 Landtagsabgeordneter des ungarischen Bezirks Nagymarton und zog sich auf seine Güter zurück. Von 1878 bis 1892 war er Botschafter von Österreich-Ungarn in Berlin.
Für seine Verdienste zur Festigung der Freundschaft zwischen Österreich-Ungarn und Deutschland verlieh ihm Kaiser Franz Josef das goldene Vlies. Kaiser Wilhelm II ehrte Imre Szechenyi mit dem höchsten preußischen Orden, dem Schwarzen Adler.


Musikalisches Schaffen: Mit 20 Jahren veröffentlichte Imre Szechenyi seine erste Komposition, ein Wiegenlied.
In den 50er Jahren komponiert Imre Szechenyi eine Reihe von Polkas, Mazurkas und Walzer, die er in Sankt Petersburg drucken ließ. 18 Polka-Mazurkas orchestriert er, davon sind 15 im Schott-Verlag Mainz erschienen, 3 sind als Autograf erhalten. Die Tänze von Széchényi waren verbreitet und beliebt.
Gemeinsame ausgelassene Junggesellenjahre in Sankt Petersburg begründeten eine lebenslange Freundschaft mit Johann Strauß, der seine Kompositionen schätzt und gerne spielte.
Im Frühjahr 1864 schloss Imre Szechenyi in Rom Freundschaft mit Franz Liszt, der seinen Onkel Istvan (Stephan) bereits gut kannte. Imre unterstützte aktiv Liszt’s Plan, eine Musikakademie in Budapest zu gründen und übernahm den Vorsitz eines Unterkommitees der „Enquéte Musikhochschule in Budapest“. Es ist überliefert, dass Liszt von der schönen Stimme von Imres Schwägerin Mariette Hoyos (Gemahlin seines Bruders Dénes) so beeindruckt war, dass er mit ihr einige seiner Lieder einstudierte.
Imre Széchényi‘s künstlerisches Schaffen ist teilweise zweckgebunden. Für seine häufig und freigiebig veranstalteten Feste griff Imre Szechenyi immer wieder zur Feder und komponierte die passende Musik - so beispielsweise den 1888 entstandenen Geburtstagswalzer, der als Manuskript erhalten geblieben ist. Er veranstaltete Soirées in den Széchényi-Schlösser Horpács, Nagycenk und Somogyvár, bei Fürst Metternich in Johannesberg und Wien, Fürstin Dolgorucky in Venedig und auch in der Österreich-Ungarischen Botschaft in Berlin, wo seine Kompositionen vor geladenen Gästen vorgetragen wurden. Für die Unterhaltung seiner deutschen Gäste in Berlin schrieb er „Drei Ungarische Stücke für Fortepiano“: den Ungarischer Festmarsch, die Ungarische Fantasie und den Ungarischer Tanz (einen Csárdás). In dieser Zeit lernte Imre Szechenyi den Cellisten Heinrich Grünfeld kennen. Für ihn schrieb er ein Wiegenlied (Berceuse).
Zentrale Gattung des Schaffens von Imre Szechenyi ist das Lied. In allen Lebensphasen komponierte er Lieder, hauptsächlich zu Gedichten deutscher Romantiker. Er vertonte jedoch auch französische, italienische und ungarische Texte. Seine Interpreten waren seine Schwägerin Gräfin Mariette Hoyos und die seinerzeit berühmten Sänger Paul von Below, Richard Pauli, Marcella Sembrich, Eugen von Soupper, Anna Neszveda, Alexa Humann, Gräfin Irma Csáky und viele mehr. Viele seiner Lieder sind als Manuskript überliefert.
1892 erschienen seine „Sechs Lieder“ bei Breitkopf & Härtel. Das fünfte Lied der Sammlung, den Gesangswalzer „Heitere Liebe“ komponierte Széchényi für die erste Starsopranistin der Metropolitan Opera in New York, Marcella Sembrich, als Einlage für eine wahrscheinlich in Berlin stattgefundene Vorstellung von Rossini’s Oper „Barbier von Sevilla“. Mit Sembrich bleibt die Familie Széchényi auch später verbunden. Imre’s Sohn László, der erste ungarische Gesandte in den USA, lädt die Sängerin oft zu Feierlichkeiten ein und veranstaltet für sie ein Fest anlässlich ihres 50. Künstlerjubiläums.
Von seinem kammermusikalischen Schaffen liegen Noten bis jetzt außer dem schon erwähnten Wiegenlied nur für die Serenade vor. Es ist jedoch bekannt, dass er zahlreiche andere Werke dieser Gattung komponiert hat, unter anderem mindestens zwei Streichquartette, ein Quintett für Flöte, Lieder mit Cellobegleitung, 8-händige Klavierstücke sowie Duette für Horn und Klavier.
Seine Walzer für großes Orchester konnten bislang ebenfalls nicht aufgefunden werden.

Lajos Szechenyi

Ludwig (Lajos) Széchényi wurde am 6. November 1781 in Horpács / Ungarn geboren und starb am 7. Februar 1855 in Wien.


Sein Vater Graf Ferenc Széchényi von Sárvár-Felsővidék war der Gründer der ungarischen Nationalbibliothek, seine Mutter war Gräfin Júlia Festetics von Tolna. Ludwigs jüngster Bruder Stephan (István) war der berühmte ungarische Reformpolitiker. Aus seiner zweiten Ehe mit Gräfin Franziska von Wurmbrand-Stuppach, stammte der Diplomat und Komponist Imre Széchényi.


Lajos Széchényi war Obersthofmeister der Erzherzogin Sophie, die Mutter Kaiser Franz Joseph. Lajos kannte Joseph Haydn und Franz Schubert persönlich. Schubert vertonte zwei seiner Gedichte („Die abgeblühte Linde“, und „Der Flug der Zeit“) und widmete ihm das Lied „Der Tod und das Mädchen“. Schubert fand bei ihm den Gedichtband „Die schöne Müllerin“ von Wilhelm Müller und am nächsten Tag waren schon die ersten Müllerlieder fertig.  Der Komponist Benedict Randhartinger war von 1823 bis 1828 sein Privatsekretär.
Lajos komponierte Deutsche, Ländler, Mazurken, Walzer und ungarische Tänze für Fortepiano, mehrere Ländler für kleines Orchester, ein Bläseroktett und viele Lieder auf deutsche Gedichte bedeutender Dichter. Seine Kompositionen sind ausnahmslos als Manuskript überliefert. Das Forschen nach seinen Werken ist noch längst nicht abgeschlossen.

Ödön Szechenyi

Ödön Széchényi wurde am 1. Dezember 1839 in Bratislava geboren und starb am 24. März 1922 in Constantiople.

 

Sein Vater Graf Stephan (István) Széchényi von Sárvár-Felsővidék war der bedeutendste ungarischen Reformpolitiker, seine Mutter war Gräfin Crescentia von Seilern-Aspang.
Ödön reiste 1867 mit seinem speziell dafür entworfenen Dampfschiff „Hableány“ (= die Nixe) ausschließlich auf Wasserwegen vom Budapester Stadteil "Pest" zur Pariser Weltausstellung. Eine Reise, die für riesige Aufmerksamkeit sorgte. Hableány gewann die Goldmedaille bei der Ausstellung.
Ödön Szechenyi organisierte die Feuerwehr in Ungarn und in der Türkei, wo er als Anerkennung seiner Dienste zum Pascha ernannt wurde.
Ödön komponierte Csárdás, Polka, Galopp und andere Werke für Fortepiano, Lieder und diverse Kompositionen für Feuerwehrorchester.